Generationenbeziehungen: Veränderte Bedingungen zwischen den Generationen
Generationenbeziehungen haben sich in der Schweiz wie fast überall in Europa durch tiefgreifende demografische Entwicklungen verändert. Alle Generationen können viel dazu beitragen, dass sich künftige Generationenbeziehungen integrierend und nicht spaltend entwickeln und der Generationendialog intensiviert wird. Jede einzelne Person ist zum Handeln aufgefordert – unabhängig von der familiären Situation oder Existenz eigener Nachkommen.
Die Generationenbeziehungen haben sich in den letzten Jahrzehnten aufgrund der gestiegenen Lebenserwartungen und des Geburtenrückgangs einschneidend gewandelt. Wir leben heute über bedeutend längere Zeiträume hinweg gleichzeitig mit vier, ja sogar fünf Generationen zusammen. Für unsere Kinder und Enkelkinder ist selbstverständlich, dass sie nicht mehr nur ihre Eltern haben, sondern auch noch ihre Grosseltern und nicht selten auch noch die Urgrosseltern. Sie gedeihen gewissermassen unter einem Dach sie schützender Generationen. Gleichzeitig allerdings haben die Seitenverwandtschaften abgenommen – nicht nur die Zahl der Geschwister, sondern damit einhergehend auch jene der Cousins und Cousinen, Nichten und Neffen. So wachsen die Kinder heute gelegentlich mit zwei, häufig mit einem Geschwister der gleichen Generation und nicht selten allein auf. Kurzum: Die generativen Beziehungen nehmen zu und erstrecken sich über mehrere Generationen, die Geschwisterbeziehungen nehmen ab. Die Verwandtschaften wandeln sich von horizontalen in vertikale! Moderne Gesellschaften mit hoher Lebenserwartung und kleiner Kinderzahl entwickeln etwas historisch Neues.
Für die Gesellschaft wäre es vorteilhaft, sich die im Vergleich zu früheren Jahrhunderten bedeutend grösser gewordene Relevanz der Generationenbeziehungen vermehrt bewusst zu machen. Das erfordert von allen eine stärkere Berücksichtigung des Aspekts Generationenbeziehung als dies früher notwendig war. Veranschaulichen wir dies an einem konkreten Beispiel der Generationen: Aufgrund der geringen Lebenserwartung übergab früher ein Bauer seinen Hof mit rund 50 Jahren seinem 20-jährigen Sohn und lebte selber noch 10 Jahre bis zu seinem Tod auf diesem Hof. Heute übergibt ein Bauer den Hof mit 65 Jahren an seinen 30-jährigen Sohn und die Generationen leben dort noch rund 20 Jahre zusammen. Für den Sohn wie für seinen Vater bedeutet dies eine gemeinsam verbrachte Lebenszeit von heute 50 gegenüber früher 30 Jahren. Diese lange gemeinsame Zeit für beide Generationen positiv zu gestalten, gilt es als neue Herausforderung zu entdecken. Für die gesellschaftlichen Generationenbeziehungen ist die Herausforderung noch grösser als für Beziehungen innerhalb der Familie, denn diese kann meist von einer Basis persönlicher, recht tragfähiger positiver Beziehungen profitieren.
Die generationenverbindende Förderung der Integration aller in die Gesellschaft beschäftigt sich mit dieser Herausforderung schon seit etlichen Jahren. Ein wichtiger Ausdruck dieser Bemühungen sind generationenverbindende Projekte – kurz Generationenprojekte –, die in ihrer Vielfalt der inhaltlichen und methodischen Gestaltung heute schon beeindrucken und einen wichtigen Gegenstand der übergreifenden Förderung darstellen. Da setzt Intergeneration mitunter an. Wir unterstützen Generationenprojekte in Ihrer wichtigen Arbeit und machen sie sichtbar. Durch die Generationenplattform wird der Austausch und die Vernetzung ermöglicht und für Interessierte und Engagierte einfach zugänglich gemacht. Weiter schaffen wir für die Bevölkerung neue Möglichkeiten mit Generationenthemen in Kontakt zu kommen, bieten Informationen und Impulse. Denn angesichts der immensen demografischen Veränderungen ist es zentral die gesellschaftliche Bedeutung der Generationenbeziehungen für den Zusammenhalt der Gesellschaft zu verdeutlichen und die Öffentlichkeit vermehrt für eine Solidarität zwischen den Generationen zu sensibilisieren.