Alle wollten das “Berner GenerationenHaus” sehen. Richtiggehend überschwemmt wurden wir mit Anmeldungen für die diesjährige Expedition der Generationenakademie. Der Barockpalast aus dem 18. Jahrhundert liegt direkt neben dem Bahnhof Bern, an bester Lage. Er präsentiert sich frisch renoviert und mit neuem Konzept: Im Erdgeschoss und unter dem imposanten Dach befindet sich das eigentliche Berner GenerationenHaus, die erste Etage ist der Verwaltung der Burgergemeinde vorbehalten, die zweite dem Pflegezentrum.
Natürlich sind wir stolz darauf, dass die beiden Konzeptentwicklerinnen Susann Landolf Wild und Simone von Graffenried das Konzept für das Berner GenerationenHaus in der Projektwerkstatt der Generationenakademie 2010/11 entwickelten. Damals verbrachten wir einen Werkstatt-Tag im alten Burgerspittel und konnte das Gebäude besichtigen. Jetzt ist es aufgefrischt, bestens hergerichtet für seine neue Bestimmung. Es bietet einen bunten Angebots-Mix mit Dienstleistungen in den Bereichen Beratung, Pflege, soziale Sicherheit und Zusammenleben. Im Dachgeschoss stehen Räume für Anlässe, Konferenzen, Sitzungen, Bewegungskurse zur Verfügung.
Im einen Flügel des Erdgeschosses befinden sich Anlaufstellen der Pro Senectute, des SRK, der Alzheimerstiftung, von Benevol. Im gegenüberliegenden Flügel sind Checkpoint (Kinder-, Jugend- und Familienservice), Kornhausbibliothek, Innovage (Regionalgruppe Bern -Solothurn), Lesen und Schreiben Bern, Mütter- und Väterberatung angesiedelt. Die breiten Korridore wurden mit Bänken, Sesseln, Tischen verschiedener Epochen möbliert und mit einem Töggelikasten belebt. Sie laden zum Verweilen ein. Die vier Flügel des Burgerspitals bilden einen grosszügigen, ruhigen Innenhof, der im Sommer genutzt werden kann.
Eine grossartige Infrastruktur, die wenig zu wünschen übrig lässt. Der Mietermix ist sorgfältig festgelegt. Während drei Jahren diskutierten und planten die beiden Entwicklerinnen mit Vertretungen der zukünftigen Mieter darüber, was im Berner GenerationenHaus geschehen soll. Schnell wurde klar, dass die meisten keine personellen Ressourcen für zusätzliche Generationenprojekte freimachen konnten. Mindestens aber brachten sie die Bereitschaft dafür mit – eines der Auswahlkriterien, um überhaupt dabei zu sein.
Jetzt existiert also eine Top-Infrastruktur mit interessantem Mietermix. Einiges läuft bereits sehr gut: Die Werktätigen treffen sich zum After-work-Apéro im Restaurant Toi et moi, die Babymassage-Kurse im Dachgeschoss sind ausgebucht. Offensichtlich ist das Haus für Menschen aller Generationen attraktiv. Noch ist das Ziel aber nicht ganz erreicht. Um Generationenprojekte anzustossen braucht es zusätzlich einen initiativen Leiter. Mit Till Grünewald, Ökonom und langjähriger Konzertmusiker, engagierte die Burgergemeinde einen ausgewiesenen Kulturmanager. Seine Aufgabe ist es, spannende Projekte mit den ansässigen Organisationen aber auch mit Aussenstehenden anzureissen und so in den nächsten Jahren die prachtvolle Hülle zu einem lebendigen Ort des Austauschs und der Veranstaltungen mit Menschen unterschiedlichen Alters zu machen.
Fazit: Generationenprojekte ergeben sich auch einer formidablen Infrastruktur nicht von selber. Sie müssen angestossen, sorgfältig geplant und begleitet werden – auch das braucht Knowhow, Zeit und Geld.
Um dem Ansturm auf unsere Expedition gerecht zu werden, führten wir am Freitag, 29. Mai eine zusätzliche Expedition ins Berner Generationenhaus durch.
Ein Blogbeitrag von Maja Graf, Generationenakademie
Ein weiteres Generationenhaus (Generationenhaus Novellas) in der Schweiz finden Sie hier.
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