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Generationenwohnen gelingt nicht ohne gute Nachbarschaft

Wie funktioniert Generationenwohnen? Es braucht insbesondere eine Pflege der Nachbarschaft. Wichtig sind dabei freiwillig Engagierte als Schlüsselpersonen.

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Foto: Susanna Fricke-Michel

«Dass sich alle an ihrem gemeinsamen Wohnort wohl fühlen, ist eine wichtige Voraussetzung für das Generationenwohnen. Dabei spielt die Nachbarschaft eine grosse Rolle», erklärte Vorstandsmitglied Anne-Rose Barth an einem Abend im November. Der Förderverein Generationenwohnen Bern-Solothurn habe deshalb zum Vortrag über das Thema Nachbarschaft eingeladen. Der Anlass stiess auf grösseres Interesse als erwartet: Es mussten zu den rund 60 noch zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden.

Katharina Barandun brachte es auf den Punkt: «Müll, Lärm und Angst um die Sicherheit, sorgen am meisten für Konflikte in einem Quartier und mindern so die Lebensqualität am Wohnort. Wer sich an einem Ort wohl fühlt, zieht weniger schnell um, nimmt gerne Rücksicht und ist eher bereit, sich um sein Umfeld zu kümmern.» Barandun begleitet als Siedlungscoach diverse nachbarschaftliche Prozesse in der Deutschschweiz. In Überbauungen, die als soziale Brennpunkte bekannt seien, wohnten unterschiedlichste Generationen nebeneinander, weil ihre Lebensumstände nur diese Wohnsituation zulassen. Aber auch, wer sich bewusst dafür entschieden habe, in einer sogenannten Generationenwohnen-Siedlung zu leben, sei auf eine gute Nachbarschaft angewiesen, um sich dort auch daheim zu fühlen.

Generationenwohnen gelingt nur, wenn alle involviert sind

Leo Grunder arbeitet bei der Vereinigung Berner Gemeinwesenarbeit. Diese hat mit der Stadt Bern Leistungsaufträge, um die Lebensqualität in den Quartieren zu verbessern. Er wies darauf hin: «Alle Generationen müssen mitreden und mitmachen. Die Kinder leiden ebenso wie die Erwachsenen, die dort nicht nur essen und schlafen, unter der schlechten Stimmung an ihrem Wohnort.» So müsse der Nachwuchs oft seinen Spielplatz gegenüber jüngeren und grösseren Kindern verteidigen. Häufig erlitten Kinder auch verbale Gewalt, etwa durch Erwachsene, die sie beschimpften, weil sie sich durch das Verhalten der Kids gestört fühlten, erklärte Leo Grunder. Das wiederum führe zu unzufriedenen, aufmüpfigen Kindern und Jugendlichen.

 

Die beiden Fachleute betonten, dass es nicht nur die drei Generationen Kind, Erwachsene, alte Menschen gibt, die für ein erfolgreiches Generationenwohnen berücksichtigt werden müssen. So haben junge Erwachsene, die noch keine Kinder haben, andere Ansprüche an ihren Wohnort, als Erwachsene, die Schicht arbeiten oder deren Kinder in der Nacht schlafen sollten. Der Pensionierte geniesst gerne seine neue Freiheit und will unter Umständen genau in diesem Lebensalter keine fixen Termine wie gemeinsames nachbarschaftliches Gärtnern. Die Seniorin, die nicht mehr so gut zu Fuss ist, nimmt hingegen gerne an einem einen generationenverbindenden Spielnachmittag in ihrem Quartier teil.

Erfolgreiches Generationenwohnen durch Schlüsselpersonen

Um die unterschiedlichsten Ansprüche, Erwartungen und Gewohnheiten aller Generationen unter einen Hut zu bringen, wird immer öfter eine neutrale Fachperson beauftragt. Bezahlt von der Gemeinde, den Liegenschaftsbesitzern oder beiden gemeinsam. Die unterschiedlichen Sprachen und Kulturen sind gemäss den Referenten kein Hinderungsgrund für Generationenwohnen. Nachbarn, die genug Deutsch verstehen, würden sehr gerne übersetzen und Piktogramme seien zusätzlich ebenfalls hilfreich.

 

«Es braucht in der Nachbarschaft Schlüsselpersonen, gute Geister», sagte Katharina Barandun. Vorbilder, die in Freiwilligenarbeit Müll sammeln, Blumen pflanzen, Mittagessen kochen oder Aufgabenhilfe anbieten. Diese könnten an Versammlungen gefunden werden. Sie und ihr Kollege Leo Grunder gehen aber oft Klinkenputzen, setzen sich auf Bänke und suchen das direkte Gespräch, um zu erkennen, wo der Schuh drückt, und welche Bewohnerinnen und Bewohner aller Generationen andere motivieren können, ein gutes Klima in der Nachbarschaft zu schaffen.

 

Katharina Barandun machte unter anderem auf die Aktion von Familienvätern aufmerksam, die sich gemeinsam mitten in der Nacht zu den Menschen hinsetzen, die auf dem Spielplatz für Ärger und Lärm sorgten: «Kommt die Polizei, sind die Nachtruhestörer schnell weg und schnell wieder da, wenn die Polizei weg ist.» Väter, die das Geschehen ruhig mitverfolgen würden, hätten sich hingegen als sehr wirkungsvoll erwiesen. Sich an einem unverbindlichen Anlass wie dem Nachbarschaftstag kennen lernen zu können, sei ebenso niederschwellig und für manche ein einfacherer Schritt als die Präsentation auf der Mieterversammlung. Ob mit oder ohne Unterstützung von professionellen Dritten scheint es sich zu lohnen, eine gute Nachbarschaft bewusst zu pflegen, wenn das Generationenwohnen ein Erfolg sein soll.

Ein Blogbeitrag von Susanna Fricke-Michel

Wie funktioniert das Generationenwohnen in Ihrer Nachbarschaft?

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