Ideenführer für die Planung und Implementierung generationsübergreifender Projekte
Wissenschaft & Generationenforschung , Generationen-Politik & -Dialog , Partizipation, Integration & Inklusion
4. Februar 2012
Generationenübergreifende Projekte realisieren - aber wie? Der Ideenführer bietet einerseits einen Überblick über die beeindruckende Bandbreite bereits existierender generationenübergreifende Projekte und andererseits Instrumentarien dazu, sich bei der Planung und Realisierung eigener Ideen die richtigen Fragen zu stellen.
Rezension des Ideenführers MATES Projekte, von Andy Limacher
Generationenübergreifende Projekte realisieren – aber wie?
Seit Mitte der Neunziger Jahre ist Partizipation, also die Mitsprache, Mitentscheidung und Mitgestaltung der Bürgerinnen und Bürger in aller Munde – in der Schweiz noch stärker als im übrigen Europa speziell im Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen. Kaum jemand streitet heute noch ab, dass der Einbezug und die Förderung der jungen Generation den sozialen Zusammenhalt stärkt. Und kaum jemand bestreitet, dass es richtig und wichtig ist, im Zusammenhang mit der Thematik des älter werdenden Europas auch die Seniorinnen und Senioren als eigene Zielgruppe vermehrt ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit zu rücken, damit die Herausforderungen der Zukunft bewältigt werden können. Zählt man eins und eins zusammen, kann es für die Kohäsion unserer Gesellschaft nur einen Weg geben: Die Zusammenarbeit über die Generationen hinweg.
Doch was bedeutet generationenübergreifendes Arbeiten überhaupt? Dieser Frage ging das Projekt „MATES – Mainstreaming Intergenerational Solidarity“ des „Lifelong Learning Programme“ der Europäischen Kommission nach und publizierte unter anderem den „Ideenführer für die Planung und Implementierung generationenübergreifender Projekte“, einen Praxisleitfaden für Planerinnen und Planer intergenerationeller Projekte. Der erste Teil des Ideenführers fokussiert bewusst auf bereits Vorhandenes und eignet sich deshalb vor allem als Inspirationsquelle. Die ausführlich vorgestellten „Generationenübergreifenden Vorbildprojekte“ machen bereits deutlich, dass intergenerationelle Projekte breit angelegt sein können, aber durchaus auch im Kleinen schon großes bewegen können: Vorgestellt werden unter anderem ein Gemeinschaftswohnprogramm von Rentnern und Studenten in Spanien und der Medienpreis „Video der Generationen“ aus Deutschland. 30 weitere generationenübergreifende Projekte präsentiert der Ideenführer im folgenden Verzeichnis in Kurzform – auch hier zeigt sich eine eindrucksvolle Bandbreite, was Reichweite und Impact der Projekte anbelangt, aber auch, dass unter generationenübergreifenden Projekten vieles Verstanden werden kann.
Besonders interessant dürfte für künftige wie auch aktive Initiantinnen und Initianten intergenerationeller Projekte in diesem Zusammenhang vor allem der zweite Teil des Ideenführers sein. Dieser beinhaltet zum einen acht „Kernprinzipien generationsübergreifender Anwendungen“, zum anderen „Neun Schritte zum Erfolg“. Die Auseinandersetzung mit den wichtigsten Prinzipien wie Interdisziplinarität, Ressourcenorientierung, Mitbestimmung und dem reziproken Vorteil ist bei der Planung und Durchführung von intergenerationellen Projekten von großer Bedeutung: Hier bietet der Leitfaden Macherinnen und Machern aus der Praxis eine sinnvolle Möglichkeit, sich kritische Fragen zu den eigenen Vorhaben zu stellen – und im übrigen selbstverständlich auch die Möglichkeit, die bereits in den vorhergehenden Kapiteln vorgestellten Projekte und Programme zu analysieren. Unter den neun Schritten sind die ersten davon sicher am wichtigsten: Warum generationenübergreifende Projekte, und welche Generationen meine ich überhaupt?
Insgesamt betrachtet bietet der Ideenführer interessierten Leserinnen und Leserinnen einerseits einen Überblick über die beeindruckende Bandbreite bereits existierender generationenübergreifende Projekte und Programme und bietet andererseits Instrumentarien dazu, sich bei der Planung und Realisierung eigener Ideen die richtigen Fragen zu stellen. Und vielleicht am Wichtigsten: Er zeigt durch all die dokumentierten Initiativen auf, dass der Dialog der Generationen an Wichtigkeit gewonnen hat und zu einer der wichtigsten Herausforderungen unserer Zukunft geworden ist.
Andy Limacher war von 2003 bis 2011 Projektleiter des intergenerationellen Programms Jugend Mit Wirkung bei Infoklick.ch, das ebenfalls in den Ideenführer aufgenommen wurde. Seit dem 1. März 2012 arbeitet er bei ProjektForum, einer Berner Kommunikationsagentur.
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