Tag der Generationensolidarität
Ein solidarisches Miteinander ermöglicht nicht nur einen Austausch von Wissen und Erfahrungen, sondern fördert Verständnis, Respekt und Empathie zwischen Jung und Alt. Den Tag der Solidarität zwischen den Generationen am 29. April nehmen wir gemeinsam mit Generationenprojekten und verschiedenen Partner und Partnerinnen zum Anlass, um auf die Wichtigkeit des solidarischen Miteinanders aufmerksam zu machen.
Der Europäische Tag der Solidarität zwischen den Generationen wurde ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Bedeutung von Solidarität und Zusammenarbeit zwischen den Generationen zu schärfen. Ziel ist es, den Dialog zwischen Jung und Alt zu fördern, Altersdiskriminierung entgegenzuwirken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
- Psychologin Pasqualina Perrig-Chiello gibt einen Einblick in das nötige Umdenken für ein nachhaltiges, solidarisches Zusammenleben der Generationen.
- Generationenprojekte berichten mit kleinen Statements, wie sie im Alltag ein solidarisches Miteinander leben.
- Institutionen und Organisationen zeigen, wie sie sich für die Generationensolidarität einsetzen oder geben Ihnen Tipps, wie Sie diese auch in Ihrem Alltag umsetzen können.
Ein solidarisches Miteinander von Jung und Alt
Laut Pasqualina Perrig-Chiello verstärkt sich in Zeiten der Unsicherheit die gesellschaftliche Sorge um den Zusammenhalt sowie die Solidarität zwischen den Generationen. Die Entwicklungspsychologin betont, dass ein Umdenken notwendig ist, um ein solidarisches Zusammenleben langfristig zu sichern. Was beinhaltet dieses Umdenken, und welche Voraussetzungen brauchen wir für ein solidarisches Miteinander von Jung und Alt?
- Akzeptanz: Wir sind eine Mehr-Generationengesellschaft und damit einhergehend gibt es eine Verschiedenheit innerhalb und zwischen den Generationen. Jede Generation hat ihre Stärken und Schwächen und ihre spezifischen Vorstellungen, wie sie ihr Leben gestalten will.
- Respekt und gegenseitige Anerkennung: Wir brauchen mehr Wissen übereinander und generationenübergreifende Begegnungen. Durch den Austausch zwischen Jung und Alt kann das gegenseitige Verständnis gestärkt werden. So entsteht eine Grundhaltung, die unterschiedliche Perspektiven und Meinungen nicht als trennend, sondern als bereichernd betrachtet. Die Generationenvielfalt kann genutzt werden, um zukunftstaugliche Formen des Zusammenlebens zu finden.
- Partizipation: Gesellschaftliche Teilhabe ist ein Menschenrecht und muss für alle Altersgruppen gewährleistet sein. Diskriminierung und Ausschluss von Teilhabe aufgrund des Alters – sei es in Politik, Kultur, Wissenschaft oder auf dem Arbeitsmarkt – sollte verhindert werden. Der Austausch sowohl mit Gleichaltrigen als auch mit Menschen unterschiedlichen Alters stärkt nachweislich das intergenerationelle Miteinander, fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt und verringert Altersdiskriminierung.
- Generativität: Jede Generation hat durch ihre Lebenserfahrung die Möglichkeit, die Zukunft der jüngeren und älteren Generationen mitzugestalten und zu unterstützen. Geben sollte nicht mit der Erwartung geschehen, etwas zurückzubekommen, sondern aus der Überzeugung, dass es wichtig ist und – wie die Forschung zeigt – letztlich auch glücklich macht.
«Larmoyanz über mangelnde Generationensolidarität bringt uns nicht weiter. Ja, sicher: Es bleibt noch viel zu tun. Wir brauchen einfach gute Vorbilder – ob jung oder alt – und da tut sich doch was!»
Generationenprojekte: gelebte Solidarität
Projekte, die den Austausch sowie die Begegnungen zwischen verschiedenen Altersgruppen ermöglichen, fördern den Zusammenhalt sowie die Solidarität zwischen den Generationen. Gleichzeitig sind sie Wegbereiter für ein neues Bewusstsein und gesellschaftlichen Veränderung.
Um die positive Wirkung und die Förderung von Solidarität in Generationenprojekten greifbar zu machen, geben wir gerne einen kleinen Einblick in die Arbeit einiger Projekte.
Jobbörse für Generationendialog
Jugendliche besuchen Seniorinnen, Senioren und Familien in ihrer Nachbarschaft und erledigen gegen ein Sackgeld kleinere Arbeiten wie z.B. Reinigung, Gartenarbeit oder Einkäufe. Durch den konkreten Nutzen für beide Seiten entstehen positive Erfahrungen und Kontakte zwischen den Generationen. Ziel ist es, Generationen näher zu bringen und den Zusammenhalt in den Quartieren zu stärken.
«Durch Sackgeldjobs finden junge und ältere Menschen zusammen – zunächst wegen des Geldes, doch meist geht es rasch um weit mehr: um Austausch, Solidarität und sogar Freundschaft.»
Burehof Seelefride
In Bleienbach BE entstand 2023 ein Projekt, das es in der Region so bisher noch nicht gegeben hat. Auf dem Burehof Seelefride ist ein Ort entstanden, an dem sich durch eine Spielgruppe und eine Tagesbetreuung für ältere Menschen nicht nur Jung und Alt sowie Tiere begegnen, sondern auch ein generationenverbindendes Miteinander ganz selbstverständlich gelebt wird.
«Wenn Kinder und Senior:innen gemeinsam Tieren begegnen, basteln, spielen oder zusammen Znüni essen, entsteht echtes Miteinander. Auf dem Burehof Seelefride wird Generationensolidarität nicht erklärt – sie wird erlebt. Eine Frau mit starker Demenz, die kaum mehr spricht oder sich bewegt, beginnt plötzlich zu reden, zu singen und sogar den Ball zu werfen – sobald Kinder da sind. Das sind die kleinen Wunder unseres Alltags.»
Miteinander erreichen wir mehr
Nicht nur Generationenprojekte leisten einen wichtigen Beitrag zu einem solidarischen Miteinander der Generationen. Auch zahlreiche Institutionen und Organisationen unterstützen mit ihrer Arbeit den Austausch und die Begegnung zwischen den Generationen. So vielfältig wie gelebte Solidarität ist, so vielfältig ist auch die Landschaft der Akteure, die Austausch, Begegnung und Teilhabe aller Altersgruppen fördern. Wie setzen sie sich dafür ein, und welche Tipps haben sie, damit auch Sie sich durch einfache, alltägliche Handlungen aktiv für mehr Solidarität zwischen den Generationen engagieren können?
Empathie Stadt
Die Empathie Stadt ist eine Bewegung, die sich für eine empathische Schweizer Gesellschaft einsetzt. Sie engagiert sich dafür, dass Schweizer Städte zu Orten werden, an denen einander zugehört wird, man sich gegenseitig unterstützt und niemand zurückgelassen wird. Sie bietet Workshops, Kurse und Weiterbildungen an, um Empathie und Konfliktlösung zu fördern. Anlässlich des Tags der Generationensolidarität geben sie Tipps, wie gelebte Solidarität zwischen den Generationen im Alltag gelingen kann.
Junge Generation
Erwachsene
Ältere Generation
SpielRaum
SpielRaum plant und realisiert naturnahe, kindgerechte und generationenverbindende Freiräume – von Spielplätzen und Schulwegen bis zu Begegnungszonen und Generationenpärken. In partizipativen Prozessen mit allen Anspruchsgruppen entstehen Räume vom Entwurf bis zur Pflege.
«Gelebte Solidarität im Alltag bedeutet für uns, Räume zu schaffen, in denen sich Jung und Alt begegnen und voneinander lernen können. Diese Freiräume gestalten wir gemeinsam, damit sich jede Generation willkommen und eingebunden fühlt.»
Berner Generationenhaus
Das Berner Generationenhaus ist ein öffentlicher Ort der Begegnung und des gesellschaftlichen Dialogs. Mit seinem vielschichtigen Angebot leistet es einen sozialen und kulturellen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Berner Generationenhaus führt regelmässig die repräsentative Studie «Generationen-Barometer» durch, um den Puls der Schweizer Bevölkerung zu fühlen.
«Die jüngeren Menschen in der Schweiz fühlen sich zunehmend machtlos. 9 von 10 gaben bei der Befragung für das Generationen-Barometer 2025 an, sie hätten nur wenig Einfluss auf die Gestaltung der Zukunft der Gesellschaft. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir als Generationenhaus den Dialog zu Generationenthemen anregen, für möglichst viele Menschen Lebenshilfe anbieten können und ein verbindender Begegnungsort für Altersgruppen sind.»
Was sagt das Generationen-Barometer zur Solidarität zwischen den Generationen?
KlimaSeniorinnen
Der Verein KlimaSeniorinnen ist ein Schweizer Verein, in dem sich Seniorinnen seit 2016 zusammengeschlossen haben mit dem Ziel, die schweizerische Klimapolitik gerichtlich auf ihre Wirksamkeit prüfen zu lassen. Auf ihre Klage urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) am 9. April 2024 in einer Grundsatzentscheidung, dass die Schweiz aufgrund von Versäumnissen ihrer Klimapolitik die Europäische Menschenrechtskonvention verletzt habe.
Einerseits: Die Auswirkungen der Klimakrise schädigen die Gesundheit älterer Menschen stärker als jene von jungen Menschen. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Wir älteren Menschen – und insbesondere wir Frauen – sind die von den zunehmenden Hitzewellen am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppen. Denn unsere Gesundheitsbeeinträchtigungen und unsere Mortalität sind besonders hoch. Darum hat am 9. April 2024 der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte der Klage von uns Klimaseniorinnen stattgegeben und den Bundesrat zu energischem Handeln gegen den Klimawandel aufgefordert. Andererseits: Mit den langfristigen Folgen der Klimakrise müssen die Jungen und die kommenden Generationen klarkommen. Ob dramatische Wetterphänomene, steigender Meeresspiegel, ausbleibender Niederschlag oder schmelzende Gletscher, die junge Generation hat von uns die Klimakrise geerbt. Darum müssen wir Alten mit den Jungen zusammenstehen und gemeinsam für wirksame und verbindliche Massnahmen gegen die Klimaerwärmung kämpfen. Die Klimakrise betrifft uns alle