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Im Blog: Prof. François Höpflinger Generationenbeziehungen im öffentlichen Raum

Bisher noch zu wenig beachtet werden generationenspezifische Aneignungsstrategien von öffentlichen Räumen und Nachbarschaften. Der informellen Raumnutzung durch Jugendliche begegnen ältere Generationen häufig mit starken Vorbehalten, namentlich gegenüber öffentlich präsenten ausländischen Jugendlichen.

Generationenbeziehungen im öffentlichen Raum

Bisher noch zu wenig beachtet werden generationenspezifische Aneignungsstrategien von öffentlichen Räumen und Nachbarschaften. Oft übernehmen Jugendliche bei der Entdeckung und Aneignung öffentlicher Räume eine Vorreiterrolle, wogegen die Erwachsenen zwar massgeblich an der Planung öffentlicher Räume beteiligt sind, sie sich jedoch einer öffentlichen Raumgestaltung weitgehend entziehen. Die Bedeutung öffentlicher Räume als intergenerationelle Ressource wird zu wenig erkannt, speziell in urbanen Gebieten: Intergenerationelle Faktoren sollten ein zentrales Anliegen in der Planung urbaner Öffentlichkeiten werden.
Intergenerationelle Projekte, welche lokale Nachbarschaftsstrukturen und öffentliche Raumgestaltung nicht einbeziehen, haben geringere Erfolgschancen, da informelle Kontakte, Erfahrungsaustausch und Hilfeleistungen zwischen  Jung und Alt oft einen stark lokalen Charakter aufweisen.

Positive Einflüsse auf die Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche haben das Vorhan­densein von Bühnen für jugendliche Selbstdarstellungen, wie beispielsweise Einrichtungen für Skate-Boarder. Bedeutsam sind auch Plattformen, die einen Überblick schaffen, sowie Rück­zugsnischen, die eine Aneignung durch verschiedene Gruppen ermöglichen. Die Nähe zu wichtigen Knotenpunkten des öffentlichen Verkehrs (z.B. Bahnhof) spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle. Als wenig geeignet erscheinen vor allem offene, unstrukturierte und einfach kontrollierbare Räume.

Der informellen Raumnutzung durch Jugendliche begegnen ältere Generationen häufig mit starken Vorbehalten, namentlich gegenüber öffentlich präsenten ausländischen Jugendlichen. Diese Vorbehalte werden teilweise dadurch verstärkt, dass sich städtische Jugendliche oftmals in einem typisch rücksichtslosen Verhältnis in den von den Erwachsenen als rational und funktional betrachteten gesellschaftlichen Sozialräumen bewegen. So lassen Fallbeobachtungen in einem Park erkennen, dass es Jugendliche mit Genugtuung erfüllt, wenn sich Erwachsene aufgrund der Anwesenheit vieler Jugendlicher im Park unsicher bewegen (da dies für sie die Bestätigung einer erfolgreichen Aneignung des Parks demonstriert). Bei der Aushandlung von intergenerativen Alltagskonflikten der städtischen Raumnutzung zeigt sich heute oft das Muster, dass die Aufsicht und Kontrolle über öffentliche Plätze an erwachsene Personen delegiert wird, die in der Regel nicht als intergenerative Vermittler ausgebildet sind (wie Sicherheitspersonal oder Polizei). Die Chancen öffentlicher Räume als Orte der intergenerationellen Begegnung und Konfliktaushandlung zu gestalten, wurden bislang zu wenig genutzt.

Prof. François Höpflinger
Soziologisches Institut der Universität Zürich
fhoepf@soziologie.uzh.ch

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