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Generativität bewirkt Lebenslust

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Bild: Pixxadoo

Generativität bewirkt Lebenslust, aber nur wenn sie keine Einbahnstrasse ist. Sie kann sogar das komplette Gegenteil bewirken und schwere Depressionen hervorrufen. Dann nämlich, wenn Zuwendung und Hilfe nur empfangen, nicht aber selber gegeben werden kann.

Eine Langzeitstudie von 1985 bis 2004 erforschte die Beziehungen von 376 Grosseltern und 340 Enkelkindern. Die Alten waren im Durchschnitt 1917 geboren und die Jungen 1963. Die Wissenschaftler fanden folgendes heraus: Haben Grosseltern und Enkeln eine emotional enge Beziehung, so gibt es weniger Symptome von Depression. Und zwar bei beiden Generationen! Jene Grosseltern, die konkrete Unterstützung erhielten, selbst aber nichts für ihre Enkel taten, diese Gruppe zeigte den deutlichsten Anstieg von Depressionen. Eine sprichwörtliche Redewendung die aus der Bibel stammt, bringt es auf den Punkt: “Geben ist seliger als nehmen.“ (Apostelgeschichte 20,35). Grosseltern die bekommen, aber nicht geben – vielleicht auch nicht geben können – sind frustriert von der eigenen Unfähigkeit und fühlen sich in Abhängigkeit von ihren Enkeln. Die Studie von Sara M. Moorman und Jeffrey E. Stokes wurde auf der 108. Jahrestagung der American Sociological Association in New York vorgestellt.

 

Bewegung und Sport als Rahmen für den Austausch

Ein Austausch muss nicht immer materielle/finanzielle Zuwendung gegen Hilfe und Unterstützung bedeuten. Viel wertvoller sind Zeit, Aufmerksamkeit und gemeinsame Aktivität. Dafür müssen beide Generationen offen sein. Und auch halbwegs vorbereitet. Oft sind es Unsicherheit und Unkenntnis über die Bedürfnisse des anderen. “Bin ich nicht schon zu alt, um mit meinem Enkel in die Badi zu gehen?” “Wer weiss, vielleicht will das Grossi gar nicht mehr Ball spielen?” Ja aber warum denn nicht!? Man kann mit kleinen und einfachen Spielen beginnen. Draussen im Garten oder im Park, bei einem gemeinsamen Spaziergang oder auch zuhause im Wohnzimmer. Wenn etwas gut ankommt, kann es fortgesetzt oder gar ausgeweitet werden. Mag sein, es braucht mehr als einen Anlauf. Man darf, wie bei allen anderen Sachen auch, nicht vorschnell aufgeben.

 

Mit dem Footbag zu mehr Kraft und Gleichgewicht

Die SUVA hat ein Gleichgewichts-Programm gestartet, das sich an junge ebenso wie an ältere Personen wendet.

Es enthält Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts im Stand, im Gehen und bewirkt nachweislich die Erhöhung der Beinkraft. Das sind drei wesentliche Trainingsziele für Heranwachende. Gleichzeitig sind sie eine ideale Sturzprophylaxe für Senioren. Sie helfen dabei, unerwartete Stolper- und Sturzsituationen besser auszubalancieren. Damit lassen sich Unfälle eher vermeiden. Dieses Programm enthält auch Partnerübungen, die sich durchaus von Grosseltern und Enkeln gemeinsam ausführen lassen.

Das Programm (Broschüre und zugehöriger Footbag – siehe Foto) lässt sich kostenfrei bei der SUVA bestellen:

Für «Footbag» gibt es auch eine App für Smartphones. Eine prima Gelegenheit, den Grosseltern sein neues Natel mit “etwas Sinnvollem” vorzuführen. So lassen sich etwaige Berührungsängste oder gar Vorurteile gegenüber den allgegenwärtigen Telefonen abbauen. Vielleicht bekommen die Älteren dann auch Lust auf so einen Minicomputer für den Hosensack.

 

Ein Blogbeitrag von Michael Hausammann

4 Kommentare

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    Interessante Studien. Jedoch hatte ich mir vom Titel her wesentlich mehr erwartet als schlussendlich ein paar Tipps für das Spielen zwischen Grosseltern und Enkeln. Der Artikel geht m.E. von einem sehr engen Bild und deswegen übertrieben positiven von “Generativität” aus: Der Annahme, dass Enkel und Grosseltern grundsätzlich in Kontakt sind. Generativität ist doch ein viel grösseres Problem, wenn diese Konstellation nicht stimmt. Was, wenn die Grosseltern kein Verständnis für die jugendlichen Enkel aufbringen können? Wenn die Verwandtschaftsbeziehungen unter dem Druck des Arbeitsmarktes geographisch auseinandergerissen werden und ein Kontakt kaum möglich ist? Frauen werden immer später Mütter – was, wenn die Grosseltern schon sehr alt und gebrechlich sind, wenn die Enkel im Alter wären, um den Kontakt zu pflegen?
    Und – was ist eigentlich mit der “Generativität” der kinderlosen Menschen? Viele sind ungewollt in dieser Situation. Sind denn “Enkel” der einzige Weg zur Generativität? Sicher nicht! Aber welche Möglichkeiten gibt es?
    Hier gibt es viel grösseren Bedarf nach Hinweisen als für Grosseltern, die sowieso schon eine gute Beziehung zu ihren Enkeln haben…

    Guten Tag! Ganz genau, der demografische Wandel, die gesteigerte Mobilität und viele weitere Faktoren schmälern den Generationenaustausch in der Familie. Die Generationenbeziehungen gilt es ausserfamiliär zu fördern und dies ist für unsere Gesellschaft zentral. Wenn sie mehr über die Wirkungen von Generationenprojekten erfahren möchten, so finden Sie im Blog viele weitere Beiträge dazu: https://intergeneration.ch/de/blog. Auch finden Sie über 300 Generationenprojekte unter https://intergeneration.ch/de/generationenprojekte, die eben gerade mit vielfältigen Projekten auf unterschiedlichste Weise die Generationenbeziehungen fördern.

    Eine tolle Idee, die Sache mit den Footbags als generationenübergreifendes Sportgerät! 🙂
    Im Newsletter vom Institut Alter an der FH Bern gab es passend zu deinen Ausführungen heute diese Meldung:
    «Gute Taten verlängern das Leben»
    “Ob Aushelfen in der Suppenküche, Pflegeeinsätze im Altersheim oder kostenfreie Kinderbetreuung: Wer über 55 ist und sich ehrenamtlich engagiert, lebt offenbar bis zu sechs Jahre länger als Gleichaltrige, die keinem Ehrenamt nachgehen. Zu dieser Erkenntnis kamen US-Forscher, die 14 Studien aus den vergangenen 25 Jahren auswerteten. Insgesamt wurden die Daten von rund 50’000 Menschen von drei Kontinenten untersucht. Dabei machte das Geschlecht der freiwilligen Helfer keinen Unterschied, ebenso wenig die körperliche Gesundheit oder zu welcher Ethnie er oder sie sich zählte.”
    Die Originalstudie findet man hier:
    Volunteering by older adults and risk of mortality: A meta-analysis.
    By Okun, Morris A.; Yeung, Ellen WanHeung; Brown, Stephanie
    Psychology and Aging, Vol 28(2), Jun 2013, 564-577.

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