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Generationen-Barometer 2023: Generation Z sieht einen Graben zwischen Jung und Alt
Was bewegt die Generationen und was belastet sie? Wie wird der Zusammenhalt zwischen den Generationen wahrgenommen? Zum dritten Mal hat das Berner Generationenhaus mit dem Forschungsinstitut Sotomo eine repräsentative Studie durchgeführt, um den Puls der Schweizer Bevölkerung zu fühlen.
Auffällig ist beim diesjährigen Generationen-Barometer, dass über die Hälfte der jungen Erwachsenen einen Graben zwischen den Generationen wahrnimmt – eine neue Entwicklung. Zwischen Jung und Alt gibt es ausserdem grosse Unterschiede, was die Lebenszufriedenheit betrifft. Fast die Hälfte der Befragten über 55 ist mit dem eigenen Leben sehr zufrieden. Von den jungen Befragten unter 36 ist hingegen nur jede fünfte Person sehr zufrieden. 2020 war es noch ein knappes Drittel, die Lebenszufriedenheit der jüngeren Menschen sinkt also zunehmend. Junge Befragte fühlen sich auch am stärksten aufgrund des Alters benachteiligt.
Über alle Altersgruppen hinweg fällt auf, dass der Blick in die Zukunft düster ausfällt: Zwei Drittel der Befragten geben an, eher pessimistisch oder pessimistisch in die Zukunft zu blicken. Bei jungen Menschen ist dieser Anteil am höchsten. Gleichzeitig sieht diese Altersgruppe den grössten Spielraum, die Zukunft mitzugestalten.
Generationengraben ist nicht der grösste gesellschaftliche Graben
Gesamtgesellschaftlich gibt es in der Schweiz aber grössere Probleme als den Generationengraben: Nur ein Viertel aller Befragten hat den Eindruck, dass die Schweiz zwischen Jung und Alt auseinanderdriftet. Als viel grössere Herausforderung für den Zusammenhalt in der Schweiz werden das Verhältnis zwischen Arm und Reich (70%), zwischen politisch links und rechts (64%) und zwischen Stadt und Land (54%) wahrgenommen. Der Graben zwischen Befürworter:innen und Gegner:innen der Corona-Massnahmen, der im Generationen-Barometer 2021 im Vordergrund stand, kommt in diesemahr erst an vierter Stelle. Allerdings nehmen immer noch 52% einen Corona-Graben wahr – die Pandemie hinterlässt also ihre Spuren. Die Schere zwischen Arm und Reich stellt nun wieder den grössten gesellschaftspolitischen Graben dar. Nicht nur das Abflauen der Covid-19- Pandemie, sondern auch die steigenden Lebenshaltungskosten aufgrund der Inflation und der Energiekrise dürften dazu beitragen, dass diese Bruchlinie wieder deutlicher zutage tritt. Der Graben zwischen Arm und Reich in der Schweiz wird von den Befragten auch als deutlich grösser eingeschätzt als im europäischen Vergleich.
Umverteilung von Reichtum hat dennoch schweres Los
Obwohl die Erbschaftssteuerreform 2015 vom Schweizer Stimmvolk abgelehnt wurde, fänden die Befragten eine hohe Steuer auf Erbschaften über zwei Millionen Franken fairer als eine kleine Steuer auf alle Erbschaften. Die Verringerung der Kluft zwischen Arm und Reich durch eine Erbschaftssteuer wird allerdings nicht von allen als bevorzugte Lösung angesehen: Knapp die Hälfte (47%) der Befragten ist grundsätzlich gegen eine Erbschaftssteuer. Und auch die Idee einer «Erbschaft für alle», bei der jede Person mit 25 Jahren ein Startkapital erhält, ist in der Schweiz nicht mehrheitsfähig. Gleichzeitig sprechen sich 53 Prozent für einen Erbsteuersatz von mindestens 5 Prozent aus.
Enkelkinder-Hütedienst soll bezahlt werden
Das aktuelle Generationen-Barometer wirft zum ersten Mal einen Blick auf die Beziehungen zwischen Grosseltern und Enkelkindern. Grosseltern übernehmen oft einen Teil der Kinderbetreuung und sind in fortgeschrittenem Alter wiederum selbst auf Betreuung angewiesen. Während vier von fünf Befragten der Meinung sind, dass Grosseltern ihre Enkelkinder betreuen sollten, sprechen sich nur die Hälfte dafür aus, dass (erwachsene) Enkel ihre Grosseltern betreuen sollten. Rund zwei Drittel der Befragten finden, dass die Betreuung von Enkelkindern entlöhnt werden soll. Die Erwartung, dass Grosseltern ihre Enkelkinder kostenlos betreuen sollen, ist bei älteren Befragten und bei Männern grösser.
Empathiefähigkeit wird als stark abnehmend empfunden
Für das Zusammenleben bildet die Fähigkeit, sich in andere einfühlen zu können, eine wichtige Grundlage. Allerdings sind 77 Prozent der Befragten der Meinung, dass das Einfühlungsvermögen in der Gesellschaft eher abnimmt als zunimmt. Frauen gelten mit Abstand als die einfühlsamste Bevölkerungsgruppe: Die Hälfte der Befragten findet Frauen besonders einfühlsam und kaum jemand findet sie wenig empathisch. Männer hingegen gelten als deutlich weniger einfühlsam. Auch ältere Menschen und die Landbevölkerung gelten als besonders empathisch. Fast zwei Drittel der Befragten geben an, mehrmals im Monat oder öfter mit Andersdenkenden zu sprechen. Gleichzeitig spricht mehr als ein Drittel (36%) praktisch nur mit Gleichgesinnten über politische Themen und tauscht sich nur wenige Male im Jahr oder überhaupt nicht mit politisch Andersdenkenden aus.
Der Generationen-Barometer ist eine repräsentative Studie, welche nach 2020 und 2021 nun zum dritten Mal erschienen ist. Für den Generationen-Barometer 2023 wurden gut 2700 Personen befragt. Den gesamten Generationen-Barometer finden Sie hier.
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