Alles schön sortiert
Wissenschaft & Generationenforschung , Generationen-Politik & -Dialog
24. Dezember 2013

Die Beziehungen zwischen den Generationen scheinen nach aktuellstem Forschungsstand gut bis sehr gut zu funktionieren. Ausser es geht um Themen wie beispielsweise Erbschaft. Die Konflikte in diesen Fällen haben aber weniger mit der Generationenfrage zu tun, sondern eher mit materiellen oder emotionalen Geschichten. Aber warum scheinen die Generationenbeziehungen ausserhalb der Familie brüchig zu sein? Wenn sie überhaupt existieren? An der immer wieder aufflackernden Diskussion über unseren grossartigen Generationenvertrag, kann es nicht liegen. Die Finanzierbarkeit der AHV hat wenig mit der Frage der Beziehungen zwischen den Generationen zu tun, sondern vielmehr mit der Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen in der Schweiz.
Meine These ist, dass ein wichtiger Grund der Entfremdung zwischen den Generationen darin liegt, dass wir mit der Schaffung von Sozialwerken Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die absolut ihre Berechtigung und ihre Richtigkeit haben, gleichzeitig neue gesellschaftliche Probleme geschaffen haben. Und zwar nicht, weil die Werke geschaffen, sondern in der Art, wie sie umgesetzt wurden und werden. in den letzten Jahren entstand in der Schweiz ein riesiges gesellschaftliches Sortierwerk für Menschen, die irgendwie anders sind als die Norm es gerne hätte oder die auf irgendeine Art auf Unterstützung, Pflege oder andere Hilfeleistungen angewiesen sind. So gibt es heute unzählige Organisationen, die sich separat um alle Sorten Behinderungen kümmern, um Seniorinnen und Senioren, um Kinder, um Migrantinnen und Migranten und so weiter. Hervorragend! Nur hat man oft irgendetwas vergessen, den Fokus auf gesellschaftliche Integration. Sei es aus reinem Helferwillen, sei es um den Erhalt der Institution nicht zu gefährden, sei es politischen Gründen, werden die jeweiligen Klientinnen und Klienten oder neu auch Kundinnen und Kunden gehegt und gepflegt (was sicher nicht falsch ist) und im geschützten Rahmen betreut.
In dem Dorf, wo ich aufgewachsen bin, baute man Ende der 60er Jahre ein Altersheim. Die zuständige Kommission machte sich mit grossem Eifer und viel Enthusiasmus an die Arbeit. Sie suchte den idealen Standort, wo sich die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner wohl fühlen sollen. Wunderbar. Man wurde fündig. Ein wirklich schöner Ort. Ein wenig abgelegen, dafür mit einer wunderbaren Aussicht und einer grossartigen und unverbauten Gegend für Spaziergänge. Bestens. Der Bau wurde realisiert und alle hatten Freude. Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden zwar bestens betreut, fanden aber kaum mehr den Weg ins Dorf. Zu weit weg. Nicht fertiggedacht. Man versuchte mit Anlässen das Dorf ins Altersheim zu holen. Wenig Erfolg. Zu weit weg. Und dort beginnt eigentlich die Entfremdung zwischen den Generationen. In der Planung, in strukturellen Hürden, die aufgebaut werden. Das Bild oben zeigt ein brandneues Altersheim in Biel. Man baute sogar einen Spielplatz davor. Das Altersheim steht mitten in der Stadt. Vorbildlich. Nur der Spielplatz macht Sorgen, Er ist ebenfalls schön sortiert. Für die kleinen eine Rutschbahn vorne, für die grösseren eine hinten. Das ganze ist umzäunt. Sitzgelegenheiten, wo sich zum Beispiel die Seniorinnen und Senioren verweilen können, fehlen. So können keine Begegnungen zwischen den Generationen stattfinden.
Die Planung könnte zumindest im Altersbereich so angelegt werden, dass Begegnungen automatisch entstehen und sie nicht über aufwendige Projekte organisiert werden müssten! Oder nicht?
Ein Blogbeitrag von Markus Gander, Infoklick
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