Spielplatz für Jung und Alt
Wissenschaft & Generationenforschung , Gesundheit, Sport & Bewegung
28. Januar 2016
Lukas Zahner beobachtete, dass es Kindern und alten Menschen oft an Kraft und Gleichgewicht fehlt. Nun führt der Professor für Sport, Bewegung und Gesundheit an der Universität Basel im Rahmen eines Projekts beide Generationen zusammen – mit Gewinn für Jung und Alt.
Foto: Stiftung Hopp-la
Herr Zahner, Sie engagieren sich im Rahmen eines Projekts dafür, dass sich Kinder und alte Menschen im gemeinsamen Spiel zwischen Jung und Alt bewegen und begegnen. Wie entstand diese Idee?
Schon vor langer Zeit habe ich zu Kindern geforscht, wie sie sich bewegen oder eben nicht bewegen. Gleichzeitig beschäftigte ich mich mit alten Menschen, die sich oft zu wenig bewegen, was zu Muskelschwund und bis hin zur Pflegebedürftigkeit führen kann. In diesem Sinne sind beide Generationen – Jung und Alt – auf ähnlichem Niveau, etwa weil es ihnen an Kraft und Gleichgewicht fehlt: Die Kinder haben diese Fähigkeiten noch nicht entwickelt, die alten Menschen verloren. Beide Gruppen stürzen daher oft, was vor allem bei den alten Menschen schwerwiegende medizinische Folgen haben kann. Also dachte ich: Wieso nicht Alt und Jung gemeinsam fördern?
Wie sind Sie vorgegangen?
Nach ersten Begegnungen von Jung und Alt wurde mir klar, dass es nicht nur um die Bewegung geht, sondern um viel mehr. Debora Wick, deren Masterarbeit zum Thema ich betreut habe, ein Donator und ich gründeten daher die Stiftung Hopp-la. Unser Pilotprojekt findet im Basler Schützenmattpark statt, wo Jung und Alt unter freiem Himmel Spielgeräte zur Verfügung stehen, an deren Entwicklung wir beteiligt waren. Geräte, die das Gleichgewicht und die Kraft fördern. Dreimal wöchentlich sind Studierende unseres Departements vor Ort, zudem bieten wir verschiedene Kurse an, die mit oder ohne Enkel besucht werden.
Müssen alte Menschen keine innere Barriere überwinden, um sich aktiv auf einem Spielplatz einzubringen?
Das ist schon so. Die Senioren, aber auch die Kinder, brauchen die Vorgabe, zu einer bestimmten Zeit an einem Ort zu sein, sodass der Austausch zwischen Jung und Alt funktioniert. Und vor allem: Spiel und Spass sind genauso wichtig wie der Aspekt des Trainings. Die Geräte sind für alle Altersgruppen eine Herausforderung. Bei den Lieblingsgeräten stellt sich zum Beispiel die Frage: Wer darf mit wem? Manchmal sind die Grosseltern nicht mehr so schnell, so dass die Kleinen Geduld haben müssen. Sie lernen auch, mit anderen Defiziten umzugehen, etwa wenn eine Person im Rollstuhl nur mitklatschen kann. Die Kinder werden so in ihrer sozialen Entwicklung gefördert.
Und in wie fern profitieren die alten Menschen bei diesem Jung und Alt Projekt?
Zum einen physisch, denn mehr Kraft und ein besseres Gleichgewicht bedeuten eine Sturzprophylaxe. Zum anderen profitieren sie aber auch in kognitiver Hinsicht, da sie sich neue Namen und Bewegungsabläufe merken müssen. Und nicht zuletzt ist auch der psychische Aspekt wichtig: Der Kontakt mit den Kindern bzw. der Austausch zwischen Jung und Alt ist eine Bereicherung, die Freude an der Bewegung überträgt sich. Für alte Menschen ist es auch ein gutes Gefühl, wenn sie Kindern behilflich sein können. Wer hilft, fühlt sich mehr wert. Mit anderen Worten: Die Bewegung und die Freude an den Treffen steigern die Lebensqualität für Jung und Alt.
Kinder haben einen starken Bewegungsdrang. Wie kann es überhaupt zu einem Mangel an Bewegung kommen?
Die fehlende Bewegung hängt bei Kindern stark mit den ökonomischen Verhältnissen der Eltern zusammen, weil diese wiederum mit der Wohnsituation zu tun hat: Wer direkt an der Hauptstrasse lebt, kann sich nicht vor dem Haus und in der Nachbarschaft austoben. Die Kinder werden am Fernseher oder Computer ruhiggestellt, wo sich eben nur noch die Finger bewegen. Aus den Begegnungen im Schützenmattpark entstehen übrigens auch andere Initiativen, etwa wenn eine Seniorin einem Kind Deutsch lehrt. Wir überlegen uns daher auch das Tandem-Modell, bei dem ein Kind und eine ältere Person während eines Jahres miteinander trainieren, respektive üben würden.
Lässt sich sagen, ob Kinder in einem bestimmten Alter oder alte Menschen mit gewissen Fähigkeiten besonders gut zusammenpassen?
Nein, das ist sehr individuell. Grundsätzlich gilt: Je mobiler die Senioren sind, desto fitter sollten die Kinder sein.
Wie weit ist die intergenerative Bewegungsförderung bisher erforscht?
Projekte, in denen das Thema systematisch erforscht wird, gibt es bisher nur sehr wenige, denn die Effekte sind nur anhand aufwendiger Messungen, Beobachtungen und Befragungen nachzuweisen. Aber wir arbeiten daran und haben gerade kürzlich einen Forschungsantrag gestellt. Ideal wäre, das Training für Jung und Alt fände zweimal wöchentlich statt, das entspricht leider nicht unseren finanziellen Möglichkeiten.
Und was ist das Ziel Ihres Vereins?
Im Moment möchten wir das Kurssystem und die Geräte noch weiter entwickeln. Längerfristig sollte es in jeder Schweizer Stadt ein entsprechendes Angebot für Jung und Alt geben. Um dieses Ziel zu realisieren braucht es ein Konzept und das Engagement von Gemeinden und Privaten. In diesem Sinne sind wir auf die Unterstützung von Geldgebern angewiesen.
Das Projekt Hoppla auf Intergeneration
Weitere Projekte, die Jung und Alt verbinden, finden Sie hier.
Website: http://www.hopp-la.ch
Ein Blogbeitrag von Daniela Kuhn
Foto: Stiftung Hopp-la
Kennen Sie ebenfalls ein generationenverbindendes Sport- und Bewegungsprojekt, welches Jung und Alt vereint?
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Tolle Sache, die ihr da vorhabt. Gerade die Generation 55 plus, http://www.50plus.ch, erwartet noch etwas vom Leben. Umso wichtiger ist es, sich dementsprechend vorbeugend fit zu halten. Sei es über körperliche Ertüchtigung oder Geistige. Dieses Projekt hier kann man auch aus einem weiteren Grund hervorheben. Auch unsere Kinder bewegen sich zu wenig, und schon hat man den Spagat geschlagen, das die Oma mit dem Enkel etwas unternehmen kann