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Mentoringprogramm für YOUgendliche im Kanton Zug - anspruchsvolle Begleitung in der Pubertät!
Eine anspruchsvolle Begleitung während der Pubertät für Mentoren
«Puh!!!», machte sich neulich eine Mentorin auf unserem aktuellen MUNTERwegs-Programm für YOUgendliche Luft. «Die Pubertät ist ein herausforderndes Alter!»
Nicht, dass wir hier von neuen Erkenntnissen berichten! Und doch ist es eine Rückmeldung, der wir in diesem Programm häufig begegnen. Selbstverständlich überlegen wir daher, wie wir diese besonderen Herausforderungen zukünftig gemeinsam meistern können. Wünschenswert ist es, dass unsere MentorInnen gute Hilfestellungen an die Hand bekommen, um möglichst viel Wissen über die Lebenswelt ihrer Mentees zu erhalten, um dieses gezielt im Mentoring einzusetzen.
«Puh!!!», da kommt auch mir als Projektleiterin manchmal ein Seufzer und ich studiere gemeinsam mit den MentorInnen an diesen Optimierungsmöglichkeiten. Wir erkennen, dass die Mentoringbegleitung mit dieser Zielgruppe am erfolgreichsten ist, wenn wir vermehrt Massnahmen zur Förderung der Beziehungsqualität der Mentoringpaare einbauen und häufiger Kontaktmöglichkeiten gewährleisten. Insbesondere möchten wir hier den Freiwilligen neben den entwicklungspsychologischen und sozio-kulturellen Aspekten ihres Mentorats auch das Thema Scham vorstellen. „Scham ist die Wächterin der menschlichen Würde“ (Leon Wurmser). Um die Würde-behütende Funktion der Scham fruchtbar zu machen, ist es in unseren Augen notwendig, die Scham in unserem Kontext zu einem Thema zu machen: sie wahrzunehmen, zu verstehen und in konstruktiver Weise mit ihr umzugehen. Unser Ziel muss es dabei sein, einem Jugendlichen überflüssige Scham zu ersparen, ihn in seiner Würde zu unterstützen und ihm Anerkennung zu geben. Diese bezieht sich auf die jeweilige Einzigartigkeit eines Menschen. Sie bedeutet aber nicht, alle Verhaltensweisen des Jugendlichen unkritisch „toll“ zu finden. Wir wollen zukünftig gemeinsam Wege finden, der – oft unbewusst – erlebten Scham unserer MUNTERwegs Mentees angemessen zu begegnen. Wir wollen ihnen mehr Anerkennung, Zugehörigkeit, einen geschützten „Raum“ über eine verlässliche Beziehung zur Verfügung stellen und angemessen Integrität, bzw. Souveränität bieten.
Zusammengefasst: Scham gehört zum Mensch-Sein. Ihre Beachtung scheint mir in der Begleitung unserer MentorInnen als zentral. Scham ist wie ein Seismograph, der sensibel reagiert, wenn das menschliche Grundbedürfnis nach Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit oder Integrität verletzt wurde. Mit anderen Worten, wenn die Würde eines Menschen verletzt wurde, aktiv (durch andere) oder passiv (durch sich selbst). Dieser Seismograph reagiert auch, wenn man Zeuge ist, wie die Würde anderer Menschen (z.B. von Familienangehörigen) verletzt wurde oder wenn dieser sich selbst entwürdigt („fremdschämen“). Die Themen der Scham sind wie ein Mobile, das jeder Mensch in jeder Situation neu ausbalancieren muss.
Mehr und mehr erfahren wir auch, dass dieses Thema ebenfalls unsere MentorInnen betrifft, die nicht selten selbst eine prekäre Situation erleben, z.B. durch ihre Arbeitslosigkeit und ihrem Alter (Zielgruppe 50+). Wollen wir also die Mentoringbeziehungen erfolgreich begleiten, so müssen die Bedürfnisse beider Seiten – sowohl der Jugendlichen wie auch der MentorInnen – in unserem Blickfeld bleiben. Gelingt es uns als Projektteam diese angemessen zu nähren, können wir die Basis einer nachhaltigen Förderung unserer MUNTERwegs Jugendlichen aufbauen.
In diesem Sinne bedeutet die Würde eines Menschen zu achten, – aus Sicht der Scham-Psychologie – ihm oder ihr überflüssige, vermeidbare Scham ersparen. Das heisst, einen „Raum“ zur Verfügung zu stellen, in dem er oder sie Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Integrität erfährt. Ich bin überzeugt, dass MUNTERwegs diesen Raum noch weiter aufbauen kann.
Verfolgen einer systemischen Perspektive als Mentoringprogramm
Gleichzeitig fokussieren erfolgreiche Mentoringprogramme nicht nur auf das Individuum, sondern nehmen eine systemische Perspektive ein. Daher verstehen wir die Mentoringbeziehung auch nicht als uni-direktional. Das heisst, wir nehmen Abstand von der Vorstellung, dass ausschliesslich eine Beeinflussung von Seiten der Mentoren erfolgt. Tatsächlich zeigen Forschungsbefunde, dass die Beeinflussung in die andere Richtung mindestens genauso stark ist (Uzgiris u.a. 1989). Als uns daher letzten November die Beiständin eines unserer MUNTERwegs Jugendlichen begeistert anrief und berichtete, dass der junge Mann nun endlich eine Lehrstelle gefunden habe, freuten wir uns natürlich sehr. «Dank der grossartigen Arbeit dieses Mentors!» fügte sie noch bei. Im anschliessenden Gespräch mit jenem Mentor, mussten wir erkennen, dass hier wieder ganz viele Komponenten zusammenspielen konnten, u.a. auch unsere intensive Zusammenarbeit mit der betreffenden Sozialabteilung.
Dieser Austausch ist für die systemische Unterstützung eine wichtige Basis. Es gelingt mal besser, mal gibt es noch Potential nach oben (z.B. in Bezug auf die Lehrpersonen und SchulsozialarbeiterInnen oder Eltern der Mentees). Dass dieser Austausch über die Kulturen und Generationen hinweg bei MUNTERwegs für beide Seiten sehr oft als Bereicherung erfahren wird, fasste einer unserer Mentoren im YOU-Programm so zusammen: Die Freude am Kontakt zu jungen Menschen, das Einbringen persönlicher Lebenserfahrung und die Bereitschaft sein Netzwerk in den Dienst anderer Menschen zu stellen ist etwas Sinnvolles, das uns weiterbringt und zur Verständigung innerhalb unserer Gesellschaft und zu anderen Kulturen einen wertvollen Beitrag leistet. Es gibt nur Gewinner und glückliche Menschen – dies dank Munterwegs!»
«Puh!», dürfen wir uns nun also freuen. Uns erleichtert zurücklehnen und vertrauen, dass die acht jungen Leute des vergangenen Mentoringprogramms für YOUgendliche ihren weiteren Weg erfolgreich bewältigen werden. Und dass dann die Erfahrungen für die freiwilligen MentorInnen zwar herausfordernd, aber dennoch im besten Sinne des Wortes auch nährend und «MUNTER» waren!
Bericht der Standortverantwortlichen MUNTERwegs für YOUgendliche
Miriam Hess, Präsidentin Verein MUNTERwegs
Menzingen, Januar 2020
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