Wie sollen Jung und Alt zusammen leben? Wie geht der Austausch über Generationen hinweg? Der erste breit abgestützte Schreib- und Bildwettbewerb zum Thema Generationen in der Deutschschweiz wollte genau das herausfinden. Eine Jury mit VertreterInnen von «und» das Generationentandem, Intergeneration, Migros Kulturprozent, Infoklick und dem Berner Generationenhaus kürte die SiegerInnen. Einblicke zur Prämierungsfeier und zu den Siegertexten finden Sie hier. An dieser Stelle möchten wir Ihnen einen persönlichen Eindruck aus der Sicht eines Jurymitglieds präsentieren:
Mit viel Neugier und Interesse habe ich mich mit den Texten und Bilder auseinandergesetzt, welche beim Wettbewerb «Verbinde die Generationen» eingereicht wurden. Viel Bewunderung habe ich für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich die Zeit genommen haben, Erlebtes zu erzählen, neue Ideen zu vertiefen oder fiktive Geschichten zu erfinden.
Die Vielfalt an Beiträgen hat mich erstaunt. Im beruflichen Alltag des generationenverbindenden Engagements beschäftigt man sich oft mit den Problemen, mit welchen sich Generationenprojekte konfrontiert sehen und manchmal verliert man die Sicht auf diese eindrückliche Bandbreite von Generationenprojekten. Umso schöner, wenn einem diese Vielfalt wieder einmal ins Bewusstsein gerufen wird. So sind es doch mittlerweile über 270 verschiedene Generationenprojekte auf der Generationenplattform. Gerade deshalb berührten mich Beiträge besonders, wenn sie Geschichten oder Ideen wiedergaben, die mich an bestehende Generationenprojekte erinnert haben, zu denen ich bereits einen Bezug habe. So schrieb eine junge Teilnehmerin über das Jassen, was sie zu Beginn noch als altmodisch wahrnahm und sich überzeugt gab, dass dies nur was für Alte sei. Eindrücklich hat sie festgehalten wie sie sich doch überzeugen liess, an einem Jassturnier teilzunehmen und wie bereichernd dieser Anlass mit verschiedenen Generationen schlussendlich war. Auch das Migros-Kulturprozent bietet solche Jassturniere an. Wiederum ging mir eine Geschichte ans Herz, wo ein Kindergarten neu im selben Gebäude wie das Pflegeheim untergebracht wurde und ein älterer, zurückgezogen lebender Herr so viel Freude am Austausch mit der jungen Generation gewinnen konnte. Gerade im Betreuungsbereich zeigen Studien eine besondere Wirkung des Generationenaustausches, der für beide Seiten bereichernd und vorteilhaft ist.
Es war aber auch eine grosse Freude zu sehen, was über bestehende Generationenprojekte hinaus noch für Ideen existieren oder für eindrückliche Geschichten von Zusammenleben oder Aufeinandertreffen verschiedener Generationen geschildert wurde. Auch die Form überraschte dabei immer wieder: Eine ältere Teilnehmerin zeigte mittels einem Mailaustausch zwischen ihr und ihrem Enkel die Unterschiede der verschiedenen Generationen und insbesondere deren Kommunikation auf.
Ein grosser Dank gebührt allen Schreiberlingen und Fotografen. Sie alle haben sich mit einem wichtigen Thema auseinandergesetzt, welches die Schweiz noch lang beschäftigen wird. Nun hoffe ich, dass die Beiträge viele Leute erreichen und ihnen die Wichtigkeit von funktionierenden Generationenbeziehungen für unsere Gesellschaft bewusst wird.
Ruedi Schneider, Intergeneration
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