Projektwerkstatt Generationenakademie: Ein Jahr danach
Partizipation, Integration & Inklusion , Gemeinnütziges Engagement
18. November 2014
Was ist eigentlich aus den Ideen aus der letzten Projektwerkstatt geworden? Wie sieht die Bilanz nach einem Jahr aus? Als Projektwerkstattleiterinnen fragen wir uns das immer wieder, denn uns geht es ja darum, dass die Projekte „zum Fliegen“ kommen. Dass es nicht einfach ist, Generationenprojekte langfristig zum Erfolg zu bringen, zeigen die folgenden Berichte von Teilnehmerinnen.

Marianne wollte in ihrem Dorf unter dem Titel „Brückenschlag“ zusammen mit Jugendlichen eine (Foto)-Ausstellung zum Thema Jung und Alt gestalten. Sie und ihre Projekt-Kollegin sind bestens vernetzt im (überschaubaren) Dorf, man kennt einander, ist per Du. Das Projektkonzept lag vor, die Jugendlichen sollten nicht nur einbezogen werden, sondern selber mitgestalten können. Alles war bereit. Nur hatte niemand Zeit. Mal kam der Schul- oder Studienanfang dazwischen, mal ein Dorffest, mal etwas anderes, für ein zusätzliches Generationenprojekt blieb einfach keine Zeit.
Fazit: Trotz besten Voraussetzungen ist es schwierig, Jugendliche für ein Generationenprojekt zu begeistern. Die Agendas der jungen Leute sind randvoll, es gibt derart viel verlockende Angebote, dass es beinahe unmöglich ist, sie für etwas zu begeistern, was nicht von ihnen selber oder aus ihrer Szene kommt.
Helene wollte zusammen mit der Fachstelle Jugend eine Dienstleistungsbörse aufbauen. Jugendliche helfen Älteren bei kleineres Anliegen und Tätigkeiten und erhalten dafür Wertschätzung und vielleicht auch ein kleines Entgelt, das war die Idee. Von Anfang an gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Jugendarbeiter eher schwierig. Aber schliesslich gelang es, ihn und die Gemeinde von der Idee zu überzeugen. Allerdings hatte das Projekt für den Jugendarbeiter nicht gerade hohe Priorität und so kam man bloss schleppend voran. Mittlerweile hat der Jugendarbeiter gekündigt, neue Leute sind im Amt – was jetzt?
Fazit: Anspruchsvolle Projekte können nicht „von aussen“ angerissen werden, sondern müssen aus der Überzeugung der Fachleute entstehen. Helenes Rolle kann nur die sein, Schlüsselpersonen zu finden und dort einen entsprechenden Samen zu pflanzen.
Petra hat ein intergeneratives Singprojekt zwischen einem Altersheim und einer Kindertagesstätte initiiert. Dieses läuft seit einiger Zeit mit schönem Erfolg. Was aber geschieht, wenn das Personal wechselt, wenn im Altersheim und/oder der Kita andere Verantwortliche die Leitung übernehmen?
Fazit: Petra hat bald festgestellt, dass sie nur Initiatorin sein kann, die Planung und Realisierung der Singtreffen den Verantwortlichen in den beiden Organisationen überlassen muss. Auch wenn ihr Singprojekt eines Tages versanden sollte – die Idee ist da, es hat bereits mehrfaches gemeinsames Singen stattgefunden und vielleicht tragen diese Anlässe irgendwann andernorts weitere Früchte.
Judith-Anna hat ein Freiwilligen-Projekt aufgebaut – nach anfänglichen Schwierigkeiten ein schöner Erfolg! Obwohl ihr ursprüngliches Projekt anders aussah, koordiniert sie jetzt 60 Freiwillige und ist – zu Recht – sehr zufrieden.
Fazit: Projektideen können sich im Lauf der Zeit total verändern und trotzdem zu einem Erfolg führen. Häufig geht es darum herauszufinden, was hier und jetzt möglich ist und darauf aufzubauen!
Ein Blogbeitrag von Maja Graf
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