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Kita Paradies - Generationenbegegnungen

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Das Wohl von Kindern im Vorschulalter und ihren Familien ist das zentrale Anliegen der Kindertagesstätten (Kitas) und Kinderhäuser der Sozialen Einrichtungen und Betriebe der Stadt Zürich. Die Kita Paradies lebt nun seit über zehn Jahren unter einem Dach mit dem Pflegezentrum Entlisberg in Wollishofen. Der gemeinsamen Garten sowie die verschiedenen Durchgangsmöglichkeiten zwischen Pflegezentrum und Kita schaffen zahlreiche Gelegenheiten für spontane Begegnungen im Alltag. Über die Jahre haben sich auch gemeinsame Projekte entwickelt, über die gerne hier berichtet werden sollen.

Ziel der Zusammenarbeit und Motto der Kita Paradies und des Pflegezentrums Entlisberg ist: Alt und Jung sollen sich begegnen und den Alltag gemeinsam leben. Von den Begegnungen sollen alle Beteiligen profitieren können.

Zwischen den beiden Institutionen  gibt es seit vielen Jahren vor allem zwei Formen des Kontakts der beiden Altersgruppen. Einerseits sind es spontane Begegnungen im Alltag:  Die Betagten und Kinder treffen sich beim Spaziergang im Garten, beim Kleintierzoo, oder auch bei der Vogelvoliere. Daneben ist  die wöchentlich stattfindende Rhythmikstunde ein organisiertes Angebot. Sie ist ein freiwilliges Element der Aktivierungstherapie für die Betagten, an dem auch die Kita-Kinder teilnehmen dürfen.

Das Angebot ist bei den Kinder sowie den Betagten sehr beliebt. Unter “3. Positive Effekte der intergenerativen Begegnungen” sind noch mehr Aussagen dazu.

Vor zwei Jahren hat die Kita Paradies diesen alltäglichen Austausch reflektiert  mit dem Ziel,  ihre Erfahrungen mit Interessierten zu teilen und Weiterentwicklungsmöglichkeit zu erwägen.

Die Reflexion hat folgendes ergeben

1. Unterstützende Rahmenbedingungen

Dass es zu so alltäglichen generationsübergreifende Begegnung kommt, bedarf es gewisser Rahmenbedingungen, die diese Begegnungen unterstützen.

  • Räumliche Nähe: Eine wichtiger Punkt ist die Nähe durch die gemeinsame genutzte Infrastruktur. Begegnungen passieren so spontan und sind freiwillig bzw. müssen nicht arrangiert werden. Sie entwickeln sich aus Alltagssituationen heraus.
  • Gute, offene Zusammenarbeit auf Leitungsebene: Die Leitungen beider Einrichtungen haben den Willen und die Absicht, zusammenzuarbeiten, sind sich aber einig, dass keine Zusatzbelastung entstehen soll. Die Zusammenarbeit wird offen gestaltet, d. h. weder  vorstrukturiert noch strategisch eingeplant. Vielmehr hält man sich am übergreifenden Ziele fest, Begegnungen im Alltag zu schaffen, die für alle wertvoll sind.
  • Freiwilligkeit: Bei den organisierten Angeboten, ist es wichtig, dass die Teilnahme auf Freiwilligkeit beruht. Kinder wie auch die Bewohnerinnen und Bewohner  wählen das Angebot aus.
  • Offener Austausch zw. Erziehenden und Pflegepersonal: Problematiken werden offen und direkt angesprochen. Falls die Kinder zum Beispiel viel Schokolade erhalten, was durchaus schon vorkam, oder in die Wohngruppe gehen und fernsehen, wird dies sofort thematisiert. Die Privatsphäre der Heimbewohnenden muss gewahrt bleiben.

2. Aufgabe der Erziehenden

Die Rolle der Erziehenden ist bei den spontanen wie organisierten Begegnungen von zentraler Bedeutung. Die Kinder dürfen nicht sich selbst überlassen werden

  • Erziehende unterstützend und begleiten die Begegnungen nach Bedarf. Eine aufmerksame Beobachtung ist sehr wichtig. Es gilt, Reaktion von Kindern aufzunehmen, Fragen aufzugreifen und zu thematisieren.
  • Modellrolle der Fachkräfte: Das Personal der beiden Institutionen übernimmt mit einer respektvollen Haltung eine Modellrolle für die Kinder wie auch für die älteren Menschen.
  • Eine aufmerksame Beobachtung der Bewohnerinnen und Bewohner: Gerade demenzkranke Menschen leben in einer abgeschlossen Welt und sind häufig verwirrt. Es fällt aber auf, dass ein grosser Teil der Bewohnenden sehr positiv auf Kinder reagieren und auf die Stimmungen im hier und jetzt wichtig sind.

3. Positive Effekte der intergenerativen Begegnungen

Gestützt auf fast 10-jährige Erfahrung können von verschiedenen positiven Effekten für die Hochbetagten, pflegebedürftigen Menschen sowie für die Kinder berichtet werden. Die Erkenntnisse stützen sich auf subjektive Erfahrungen der Erziehenden sowie der Aktivierungstherapeutin, die die Rhythmikstunde konzipiert hat.

Auf Seiten der Bewohner

  • Demenzkranke wirken oft in sich gekehrt. Während und nach den Begegnungen wirken sie oft wacher und beteiligen sich mehr an Interaktionen. Die Lebensqualität scheint sich, zumindest in Momenten, zu verbessern.
  • Manchmal scheint es, dass sich Demenzkranke an positive Erlebnisse mit den Kindern besser erinnern können.

Auf Seiten der Kinder

  • Die Kinder entwickeln ein Selbstverständnis für ältere Menschen. Häufig sieht man auch, wie genau sie die alten Menschen beobachten. Die Altersbilder werden differenzierter. Kinder entdeckten das Leben im hohen Alter und stellen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten fest.
  • Die Kinder erleben sich in den Begegnungen als kompetente Partnerinnen und Partner. Die Hilfsbereitschaft der Kinder ist sehr gross. Ohne Aufforderung helfen sie den Betagten. In der Rhythmikstunde heben sie z. B. selbstverständlich die Bälle auf.
  • Die Kinder kommen oft lachend von den Begegnungen zurück. Sie sie stolz, dass sie gehen durften. Ihr Wohlbefinden und die Engagiertheit in den Begegnungen sind ein Hinweis darauf, dass Lernen stattfindet.
  • Kinder stehen vor allem bei der Rhythmikstunde ganz im Mittelpunkt. Einerseits braucht es Mut, anderseits sind die Begegnungen für Kinder mit grossem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit wertvoll.
  • Das Selbstwertgefühl wird bestärkt durch die Bewunderung und Freude der alten Menschen. Sie loben die Kinder bei guten Ballwürfen oder wenn sie etwas Lustiges sagen.

Aus der Reflexion entwickelte Projekte:

Gegenseitige Besuch auf der Wohngruppe und in den Kitaräumlichkeiten

Ausgangslage:

  • Die Idee für das Angebot hat sich aus dem Alltag ergeben. Immer wieder kam es mal vor, dass Betagte die Kita besuchten oder gemeinsam Zvieri gegessen wurde. Zusammen mit dem Mitarbeiter einer Wohngruppe des Pflegezenttrums und den Mitarbeiter der Kita wurde eine neues Angebot kreiert. Gegenseitige Besuche sollen regelmässig stattfinden.

Ziele:

  • Jüngeren Kinder sollen die Gelegenheit haben an einem intergenerativen Angebot teilzunehmen (die Rythmikstunde ist für die älteren Kinder)
  • Kita will sich noch mehr öffnen für die Bewohner (Hochbetagte) des Pflegezentrums
  • Freiwilliges und niederschwelliges Angebot, welches den Bedürfnissen der Bewohnern und Kindern entsprechend gestaltet wird.

Impressionen sowie Erkenntnisse folgen an dieser Stelle…

Website der Kita Paradies

2 Kommentare

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    Auf unsere Projektseite haben wir einen Artikel aus unserer Hauszeitung “Paradiesente” aufgeschaltet, der anschaulich Begegnungen zwischen den Kindern und den Bewohner des Pflegezentrums, in diesem Fall Frau Klötzli, beschreibt.

    Kurz nach Erscheinen des Artikels hat Frau Klötzli ihre Besuche in der Kita Paradies eingestellt. “Was ist passiert?” haben sich vor allem die Mitarbeiter gefragt. Frau Klötzli hatte einen Demenzschub und konnte sich nicht mehr an die Kinder und die Kita Paradies erinnern. Die Kinder haben gelassen auf die Veränderungen reagiert. Für die Kinder sind die Begegungen mit den betagten Menschen Alltag. Sie freuen sich sie zu sehen, interagieren mit ihnen und lachen mit ihnen. Tiefe Beziehungen werden aber nicht aufgebaut. Das heisst, die Kinder leiden nicht, wenn sie jemandem eben nicht mehr sehen. Etwas mehr Mühe hatten in diesem Fall die Mitarbeiter der Kita Paradies. Frau Klötzli wurde von ihnen vermisst. Alle waren froh, Frau Klötzli zufrieden auf einer Bank sitzen zu sehen.

    Gerne dürfen Interessierte mit der Kita Leiterin Frau Christine Klumpp Kontakt aufnehmen.

    Die Website von der Kita Paradies: https://www.stadt-zuerich.ch/sd/de/index/kinderbetreuung/kitas/kitas/wollishofen.html

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